Im Inkubator über den Wolken
Luxembourg Air Rescue bringt Frühgeborenen von Indien nach Thailand Gut geschützt, die streichholzdünnen Ärmchen ausgebreitet, liegt das winzige Wesen im gläsernen Inkubator des LAR Ambulanzflugzeuges. Das Frühchen tritt seinen ersten Flug an, welcher ihm wohl das Leben retten wird. Im hochmodern ausgestatteten Ambulanzjet begleitet von einer LAR Kindernotärztin und einem LAR Intensivkrankenpfleger wird der Frühgeborene von Neu-Delhi (Indien) nach Bangkok in Thailand in eine Spezialklinik für Frühgeburten überführt. Doch von Anfang an: Es ist Mittwochmorgen, als die Anfrage im LAR Support Center eingeht, ob die LAR ein Neugeborenes mit amerikanischem Pass schnellstmöglich von Neu-Delhi in das nächstgelegene pädiatrische Zentrum nach Bangkok transferieren kann. Die amerikanischen Eltern ist dort seit Jahren berufstätig. Das Baby kam in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt. Anfänglich ging es dem Jungen gut, aber wie so oft bei Frühgeburten, waren die Lungen noch nicht voll ausgebildet und der Säugling musste künstlich beatmet werden. Da es sich bei dem indischen Krankenhaus um eines, für indische Verhältnisse, der besten Krankenhäuser in dieser Region handelte, gäbe es aufgrund dieser medizinischen Indikation noch keinerlei Veranlassung den Winzling in ein anderes Krankenhaus zu verlegen. Doch leider leidet der Junge auch an einer nekrotisierende Enterokolitis, einer Krankheit, bei der ein Teil des Darmes abstirbt. Eine Notoperation zur Entfernung des abgestorben Teil des Darmes wird noch in Neu-Delhi durchgeführt. Eine gefährliche Situation für einen solch kleinen und empfindlichen Säugling. Die schlechte Gesamtverfassung des Säuglings macht eine Verlegung des Säuglings in die nächstgelegene Klinik mit maximaler Versorgung und einem angepassten pädiatrischen Zentrum unumgänglich. Dieses Krankenhaus befindet sich in Bangkok, der Hauptstadt Thailands, das den Schwerpunkt auf internationale Patienten legt und indem sich eine neonatale Intensivstation befindet. Die Luxembourg Air Rescue wurde für diesen schwierigen Einsatz ausgewählt, da sie eine der wenigen Flugambulanzorganisationen auf der Welt ist, die schwer kranke Säuglinge im Inkubator über längere Strecken weltweit transportieren kann und über die entsprechende Ausstattung sowie qualifiziertes Personal verfügt. Umgehend beginnen die Flugvorbereitungen in Luxemburg. Während die Flugplaner die optimale Flugroute und alle Zwischenstopps berechnen, sowie die Überflug- und Landegenehmigungen einholen, klärt die LAR Ärztin alle medizinischen Details. Der Transport von Frühgeburten und Neugeborenen erfordert ein hohes Maß an Kompetenz und Erfahrung, da Babys sehr empfindlich auf Erschütterungen und Wärmeschwankungen reagieren. Die Transportzeiten sollten so gering wie möglich gehalten werden. Auch aus diesem Grund wurde die Überführung des kleinen Patienten in die nächstgelegene Klinik für Neonatologie gewählt und keine Rückführung in die Heimat des Babys, den USA. Die medizinische Ausstattung des Ambulanzflugzeuges für diese Mission wird speziell für den intensivmedizinischen Transport des Säuglings angepasst. Die Crew besteht aus 2 Piloten, einem Intensivkrankenpfleger mit einer Spezialausbildung für pädiatrische Notfälle und einer Fachärztin für Kindernotfälle. Bereits Donnerstagmorgen kann der voll ausgestattet Ambulanzjet Richtung Indien starten. Nach einem Tankstopp in der Türkei und einer Übernachtung im Oman kommt das Team am Freitagmorgen am Flughafen Neu Delhi an. Nach einer 45-minütigen Fahrt in einer Ambulanz zum indischen Krankenhaus, kann das medizinische Team endlich das Frühgeborene in Empfang nehmen. Mit viel Fingerspitzengefühl wird der Säugling für den Transport im Inkubator vorbereitet. ?Der Flug nach Bangkok dauert nur 3 Stunden, aber man muss zusätzlich die Zeit miteinrechnen, die man für den Transport des Kindes vom Krankenhaus zum Flughafen und für die Flughafenkontrolle benötigt, und das bedeutet eine gesamte Transportzeit von etwa 6 Stunden, für die wir den Säugling vorbereiten müssen. Erst wenn das Kind sicher im Inkubator ist und alle Werte wie z.B. die Herzfrequenz, die Sauerstoffsättigung usw. stimmen, können wir das Krankenhaus Richtung Flughafen verlassen?, erklärt die LAR Fachärztin für Pädiatrie Dr. Ihmann. Ab dem Moment liegt das Leben des Babys in den Händen des Teams der LAR. Nach einer 90-minütigen Kontrolle kann das Team endlich zum Ambulanzjet der LAR und während die Piloten den Start vorbereiten, lädt das medizinische Team den Inkubator in den Learjet und überprüft nochmals die Werte des Babys. Während des Fluges treten keine weiteren Komplikationen auf. Der Säugling liegt wohlbehütet durch die LAR Fachärztin und den LAR Intensivkrankenpfleger im Inkubator. In Bangkok angekommen wird der Ambulanzjet bereits von einem Team der thailändischen Spezialklinik erwartet. Und nur 10 Minuten nach der Landung kann es für den Säugling bereits ins Krankenhaus gehen, wo er unter optimalen Bedingungen genesen kann.