Der Mensch hinter der Erfolgsgeschichte
Am Anfang war die Idee. Dahinter stand ein ?Éislecker Déckkapp?. Die Geschichte der ?Luxembourg Air Rescue? (LAR) ist eng verbunden mit ihrem Gründer und Manager,René Closter. LUXEMBURG - ?Ein mittelständisches Unternehmen mit einer humanitären Aufgabe?, definiert René Closter die Luxemburger Rettungsflugwacht mit ihren 150 Angestellten, die rund um die Uhr an sieben Tagen abrufbereit sind. Die schnelle Hilfe im heimischen Rettungssystem ? der Hubschrauber ist binnen zehn Minuten vor Ort ? ist zwar die Spitze des Eisbergs, aber nicht das alleinige Rückgrat der Tätigkeit, die 25 Jahre nach der Gründung die Rettungsmannschaften auf Trab hält. Da sind die weltweiten Krankentransporte, der Rettungshubschrauber und die Organtransporte. Die mittlerweile fünf Helikopter sind natürlich in den Notdienst in Luxemburg eingebunden, es gibt aber auch ein Abkommen mit dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Damit kommen die Maschinen dieses Jahr auf mehr als 1.000 Einsätze. In Frankreich hat sich die LAR auf eine Ausschreibung hin die alleinigen Rechte für die Organtransporte gesichert, pro Jahr rund 1.300 Flüge. Rund um die Welt Die Kosten für diese Transporte tragen die Krankenhäuser. Die weltweiten Rückführungen von kranken Menschen beantragen und finanzieren die Versicherungsgesellschaften. Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs war eine LAR-Maschine zwischen Moskau, Moldawien und Neapel unterwegs. Eine zweite brachte einen Kranken aus Burkina Faso nach Brüssel, und eine dritte war zwischen Benin, Marseille, der Isle of Man und Luxemburg im Einsatz. ?Ein ganz normaler Tag?, so Closter. Was aus der LAR ein mittelständisches Unternehmen und die drittgrößte auf Findel tätige Fluggesellschaft macht, ist auch das Ergebnis eines ganz persönlichen Abenteuers. Das des Feuerwehrmanns René Closter, der in seiner Karriere bei der Ambulanz der Berufsfeuerwehr mehr als 14.000 Einsätze fuhr und dabei immer wieder feststellen musste, wie wichtig schnelle Hilfe bei schweren Unfällen ist. Den Ausschlag gab ein Verkehrsunfall an einem Freitagabend im Juli, als ein neunjähriger Junge sein Bein verlor. Beim Versuch, Passagier und Bein nach Toul in eine Spezialklinik zu bringen, steckte die Ambulanz im ?normalen Verkehrsstau an einem Freitagabend im Juli? hoffnungslos fest. ?Der Junge schaute mich immer nur an und sprach von seinem Bein. Und ich dachte an den Gleichaltrigen bei mir zu Hause?, sagt Closter. Die Wut, gekoppelt mit tiefer Rührung, kommt auch nach 25 Jahren noch hoch. René Closterist ein Kämpfer. So wie er sich vom Sohn aus sehr bescheidenen Verhältnissen zum Berufsfeuerwehrmann durchbiss ? ?wir hatten kein Geld fürs Studium, ich musste so schnell wie möglich arbeiten? ?, so hat er auch für die Rettungsflugwacht gekämpft. Anfangs war sie ein Zusammenschluss von Freunden. Den Hubschrauber samt Besatzung stellte die Deutsche Rettungsflugwacht zur Verfügung, den Notdienst übernahmen Freiwillige. Politik, ?Protection civile? und Ärzte hatten sich regelrecht gegen das Projekt verschworen. ?Es gab keinen politischen Stein, der uns nicht in den Weg gelegt wurde?, sagt Closter rückblickend. Mut zum Weiterkämpfen gaben ihm die stetig wachsenden Mitgliederzahlen. Wichtig war auch die Anerkennung der Stiftungals gemeinnützige Organisation, wodurch die Spenden steuerlich absetzbar sind.René Closter hat sich in den Anfangsjahren eine Ehre daraus gemacht, jeden Scheck persönlich abzuholen. ?Dieses Geld fließt nicht in das normale Budget. Es wird gezielt eingesetzt, um mehr und besseres Material zu erwerben?, betont der Präsident der ?Air Rescue?, der noch immer nicht vor missgünstigen Anfeindungen und böswilligen Unterstellungen sicher ist. Deshalb lässt er seine Vereinigung nicht nur vom Betriebsprüfer analysieren, sondern zusätzlich noch von einem ?ethischen Komitee?. Neue Aufgaben Parallel zur LAR, die seit dem 1. November 1991 in den SAMUDienst eingebunden wurde, ging auch Closters Karriere weiter. Der gelernte Elektrotechniker verließ 1992 die hauptstädtische Feuerwehr und ging als Sicherheitsspezialist zu einer Bank, die ihn nach Hongkong, New York, London und Dubai schickte. 1995 kam der Rückruf nach Luxemburg mit der Aufforderung, die LAR professionell zu managen. Closter machte den Pilotenund Hubschrauberflugschein und konnte fortan in Krisensituationen aktiv mitarbeiten. Heute bilden die 185.475 Mitglieder die Basis der Vereinigung, die mittlerweile fünf Hubschrauber und vier Jets ihr Eigen nennt. Alle Maschinen sind medizinisch vollständig ausgerüstet und werden ausschließlich für medizinische Zwecke eingesetzt. Einzige Ausnahme ist der Polizeihubschrauber, den die LAR wartet und fliegt. Die LAR macht mittlerweile mit der deutschen Rettungsflugwacht europaweite Krankentransporte. Abkommen bestehen auch mit Kanada und Dubai. Der Hintergedanke ist die Schaffung einer weltweiten ?Medical Star Alliance? mit der Sanitärflüge weltweit koordiniert werden könnten. Der Zeitgewinn wäre erheblich, weil die Maschinen nicht mehr, wie bisher, von Luxemburg aus ans andere Ende der Welt fliegen müssten, sondern ein Partner ihnen mit dem kranken Patienten bereits entggenfliegen könnte. In Zeiten der Geldknappheit sei dies nicht unwichtig, heißt es. Die Gegenfrage, der Passagier würde dadurch doch relativ hin und hergeschoben, lässt Closter nicht gelten. Die LAR biete einen ?Bed-to-Bed?-Service an, der Passagier sei zu jedem Moment in medizinischem Umfeld unter Kontrolle. Dieses Stichwort führt zu einem weiteren Knackpunkt der weltweiten medizinischen Hilfe: den Kreuzfahrern. Immer häufiger wird die ?Luxembourg Air Rescue? von Menschen gerufen, die auf einer Kreuzfahrt krank geworden sind. Die Schiffsbesatzung bringt sie in den nächsten Hafen und von da aus ins Krankenhaus. Dann geht die Schiffsreise weiter, während der Kranke irgendwo in der Welt in einem Spital sitzt und sich nicht verständigen kann. Der Kontakt mit Luxemburg und mit einer vertrauten Instanz wirkt mitunter bereits wie eine Lebensrettung. Die Mitarbeiter am LAR-Telefon sind auf diese Problemfälle vorbereitet, wissen, wie sie den Leuten den Stress nehmen können. ?Wir haben nach 25 Jahren unsere Nische gefunden?, so Closter.